Freundeskreis Münster - Rishon LeZion e.V. 
 

Am 25.03.2023 lud der Verein zum besuch der ehemaligen Synagoge in Drensteinfurt ein
Der Freundeskreis - Münster Rishon LeZion e.V. hatte am 25.03.2023 zum Besuch der ehemaligen Synagoge in Drensteinfurt geladen.
Mit dem Zug fuhren wir vom HBF Münster über Hiltrup nach Drensteinfurt, wo wir von Herrn Gröne am Bahnhof empfangen wurden.

Herr Gröne war über 30 Jahre Pfarrer der ev. St. Michaels-Kirche in Drensteinfurt. Er kannte sich in dem kleinen Ort auf Grund seiner Profanei vortrefflich mit der Stadt,
ihren Sehenswürdigkeiten und seinen Bürgern aus. Wir konnten uns keinen besseren Fremdenführer wünschen.
Herr Gröne verstand es, mit seinem reichhaltigen Hintergrundwissen, uns auf verständliche Art mit den Örtlichkeiten, wie wir sie vom Bahnhof bis zur Synagoge erlebten,
vertraut zu machen. Lebhaft brachte er uns nicht nur das Leben von jüdischen Familien aus den vergangenen Jahrhunderten bis zur Jetztzeit nahe, sondern auch den historischen Hintergrund der Synagoge – was ja unser eigentlicher Besuchszweck in Drensteinfurt war.

Ein herzliches Dankeschön an Herrn Gröne nochmals an dieser Stelle.
Wir, die Mitgereisten, die ja nicht weit entfernt von Drensteinfurt leben, waren angetan von dem historischen Ortskern dieser kleinen Stadt mit ihren alten,
kunstvollen Fachwerkhäusern und den verwinkelten Gassen. Wir waren alle beeindruckt von dem Örtchen, das wir schon  viele Male mit dem Auto durchfahren hatten,
aber nur zu Fuß „erleben“ konnten.
PJA


Die Geschichte der ehemaligen Synagoge

Das kleine jüdische Bethaus wurde 1872 in unmittelbarer Nähe der kath. Pfarrkirche St. Regina errichtet.
Das älteste Dokument, das auf den Synagogenbau hinweist, ist eine Bekanntmachung im Amtsblatt der Kgl. Regierung Münster vom Mai 1870,
in der eine Haussammlung für den Bau der Synagoge Drensteinfurt angekündigt wird.

Die Synagoge liegt im Ortszentrum in der schmalen Verbindungsgasse zwischen Münsterstraße und Kirchplatz.
Sie ist ein einfacher, den damaligen Ansprüchen der kleinen jüdischen Gemeinde genügender Bau, der ein
gestiegenes Selbstbewusstsein und das Anpassungsvermögen der in der Kleinstadt lebenden Juden widerspiegelt.
Das kleine Backsteingebäude fügt sich unauffällig in die Reihe der Nachbarhäuser ein.
Die zweiflügelige Tür an der der Gasse zugewandten Südseite trägt im Rundbogen über dem Oberlicht die hebräische Inschrift:
Dies ist das Tor zu Ihm. Bewährte kommen darein (Übersetzung nach Martin Buber).
Außer diesen hebräischen Schriftzeichen deutet kaum etwas auf die besondere Bestimmung dieses Gebäudes hin.
Im Innern des Gebäudes führt ein Treppenaufgang aus Holz zur Frauenempore an der Westseite, die von zwei marmorierten Holz-Säulen
mit römisch-dorischen Kapitellen getragen wird. Der Raum wird durch seine hohen Rundbogenfenster belichtet, die ein schlichtes Schmuckelement
in dem Betsaal darstellen, Die helle Farbfassung gibt dem Raum Weite, die umlaufenden Bänder mit floralen und geometrischen Schablonenelementen,
lockern die Strenge der Architektur auf, ohne dass einzelne Schmuckelemente in den Vordergrund treten.

Damit war gewährleistet, dass der Thoraschrein, der wichtigste Einrichtungsgegenstand in einer Synagoge, als das dominierende gestalterische Element
des Betsaals zur Geltung kommen konnte. Heute bezeichnet nur noch eine große weiße Fläche an der fensterlosen Ostwand die Stelle, an der sich der
Thoraschrein vor der Verwüstung der Synagoge in der Reichspogromnacht befand.


Die jüdische Gemeinde Drensteinfurt

Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Drensteinfurt reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück.
Schon 1581 lebten nachweislich Juden in Drensteinfurt. Aber erst im 19. Jahrhundert nach der Lockerung der Niederlassungsbeschränkung für Juden
in Westfalen entstand in Drensteinfurt eine kleine jüdische Gemeinde, die über einen eigenen Friedhof und seit 1872 auch über eine Synagoge verfügte.

War sie zunächst wegen ihrer geringen Mitgliederzahl nur Untergemeinde von Werne, so erlangte sie 1890 die Selbständigkeit.
Zu dieser Zeit war der Höhepunkt der Gemeindeentwicklung bereits überschritten. Aufgrund der unzureichenden Erwerbsmöglichkeiten für die fast
ausschließlich als Händler, Metzger und Kaufleute tätigen Juden wanderten viele von ihnen ab, so dass die Zahl der ' Gemeindemitglieder von 54 (1885) bis auf 21 (1928) sank.
So verlor die Gemeinde 1909 ihre Selbstständigkeit wieder und wurde der Synagogengemeinde Ahlen zugeordnet.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft waren die jüdischen Bürger Drensteinfurts recht gut in das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der kleinen Stadt integriert.
Durch den Besuch der christlichen Schulen, die Mitgliedschaft in Vereinen und durch die Tätigkeit im Textil- und Viehhandel waren enge gesellschaftliche und wirtschaftliche
Beziehungen geknüpft worden. Vor allem das soziale Engagement für das Marienhospital in Drensteinfurt hatte den Juden die Achtung und Anerkennung der übrigen Mitbürger verschafft.
Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft im Jahr 1933 begannen auch in Drensteinfurt Ausgrenzung und Verfolgung der Juden, die im Reichspogrom von 1938 einen schrecklichen Höhepunkt fanden.



Auszug aus dem Fleyer der Stadt Drensteinfurt
Schul-, Sport- und Kulturamt
und dem Förderverein Alte Synagoge e.V.
Text: Sabine Omland


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